Irgendwann Mitte der Neunziger habe ich in einem Geschäft ein Heft mit Schnittmustern von Teddybären gefunden. Ich war zwar schon immer handwerklich begabt und machte auch viele Handarbeiten, aber ich hatte keine Ahnung vom Nähen und der Schnittmusterbogen hatte meiner Meinung nach mehr Ähnlichkeit mit einer Stadtkarte und mit dieser wäre ich zweifellos besser klar gekommen. Nun hatten es mir zwar Teddys zu dieser Zeit schon etwas angetan, aber selber nähen und dann noch für den HOHEN Preis der Zeitschrift? Ich legte das gute Stück wieder zurück und ärgerte mich dann zu Hause darüber. Ein paar Tage später habe ich sie mir gekauft, obwohl ich das Heft immer noch zu teuer fand. Inzwischen denke ich, es war eine der besten Investitionen in meinem Leben.
Ich kann leider nicht mehr sagen, woher ich den passenden Stoff bekommen habe, aber ich habe es geschafft und aus dem Zottelplüsch wurden 2 Gesellen, die doch Ähnlichkeit mit Teddybären hatten. Diese beiden ersten Teddys wurden von mir komplett mit der Hand genäht, ich hatte ja noch keine Nähmaschine.
Dann traf ich während der Arbeit den Weihnachtsmann.
Damals arbeitete ich noch bei der Post als Paketzusteller und lieferte jede Menge Pakete in ein Geschäft aus. Als ich mit meiner Ladung das Geschäft betrat, sah ich meine Mutter an der Kasse des Geschäftes, als sie gerade einen großen Karton bezahlte. Auf dem Karton war eine Nähmaschine abgebildet und ich wußte genau, daß meine Mutter sicher nicht vor hatte, eine Nähmaschine für sich selbst zu kaufen. Ich grinste heimlich und tat, als hätte ich es nicht bemerkt. Als sie mich sah sagte sie , wenn du schon den Weihnachtsmann beim Einkaufen erwischt hast, dann brauche ich wenigstens den schweren Karton nicht nach Hause tragen. So kam ich zu meiner Nähmaschine und mit ihr entstanden mit der Zeit die ersten Teddys nach eigenen Schnitten, meine Rauchbären.
Mein bester Rauchbär kam noch im letzten Jahrhundert auf die Welt. Er heißt Wilhelm-Johannes, kurz Willi. Er ist und bleibt mein absoluter Lieblingsrauchbär und ist natürlich unverkäuflich. Zugegeben, die Ohren sind bei ihm für einen Teddy ein wenig weit unten angesetzt, was vielleicht erklärt, warum er manchmal etwas schlecht hört, aber dafür sind seine Augen umso besser. Willi entwickelt sich zunehmend als kritischer Qualitätsprüfer meiner Bären. Wenn ich ihm einen fertigen Bären zeige und er dann den gewissen Blick aufsetzt, weiß ich, daß mir der ebenfalls gewisse Blick bei dem Teddy gelungen ist. Wenn er dann noch ein kleines Oh... stöhnt, muß der Bär schnellstens weggepackt werden, weil dieser sonst keine Chance mehr hat, die Höhle der Rauch’s zu verlassen.
Dann gehört zu uns auch noch unser Kater Findus (Foto oben, Findus bei der Arbeit). Er zeigt sich bei der Bärenproduktion weniger dienlich, zeichnet sich eher als Produktionsbremse aus. Er hat ein Faible für das gute Stöffchen, aus dem die Bären sind. Nur zu gern legt er sich auf den ausgebreiteten Mohair, was ein Zuschneiden natürlich unmöglich macht. Ist mir das dann doch gelungen und ein Bär steht kurz vor seiner Vollendung, kann es schon mal vorkommen, daß dem Teddy ein Ohr fehlt. Das kommt besonders häufig bei Bären mit Grau-Braunem Farbton vor. Ich werde ihm bei Gelegenheit doch mal eine Maus nähen müssen.
Ob ich als Kind einen Lieblingsteddy hatte?
Ich habe gern und viel mit Puppen gespielt und hatte natürlich auch ein paar Kuscheltiere. Unter ihnen war auch einen Teddy, welcher damals aber nicht unbedingt mein Liebling war.
Diesen Teddy hat sich meine Mutter von ihrem ersten Gehalt als Lehrling in den 50iger Jahren gekauft. Es saß, bis meine Geschwister und ich auf die Welt kamen, immer auf ihrem Bett und wurde später dann als Spielkamerad von uns in Beschlag genommen. Es gibt ihn immer noch. Er ist ein wunderschöner Teddy aus Mohair mit Holzwollefüllung und in einem erstaunlich gutem Zustand. Wenn man bedenkt, daß er wie auch alle meine anderen "Kinder", mit Wasser und mit einer für Kuscheltiere eher unverträglichen Masse gefüttert wurde. Heute sitzt er in meinem Schlafzimmer und gehört zu den Teddys, die für immer in der Rauchbärenhöhle bleiben werden.